Ich mache mir Gedanken um eine Vorgehensweise. Am 15. kehrte eine polnische Brieftaube bei uns ein. Die Kontaktaufnahme zum Züchter war völlig nutzlos. Das lässt aber erahnen, welchen Stellenwert das Tier noch hat. Spätrückkehrer erhalten meist keine weitere „Chance“ ihre Leistung zu bringen, sondern werden entweder geschlachtet oder entsorgt.
Brieftauben werden in ihrem Schlag verpartnert, bevor sie zu Wettkämpfen starten. Und kurz vorher schürt der Züchter die Motivation, in dem die Tiere getrennt gehalten, für kurze Zeit noch einmal zusammen sein dürfen, damit die Sehnsucht zu besseren Flugleisten stimuliert. Das ist die Witwerhaltung.
Dass der Täuber heim will bzw. nicht glücklich ist, merke ich ihm an. Was tue ich? Lasse ich ihn in den sicheren Tod fliegen? Sichere ich ihn und suche ihm ein Zuhause? In einem offenen Taubenschlag bestünde auch bei neuer Paarung immer die Gefahr, dass er noch heim fliegt. In einem geschlossenen hätte er keinen Freiflug mehr.
Stimmt es, dass Tauben von sich aus nur einen Aktionsradius von 100 Metern haben, wie verschiedenen Tierschützer schreiben (www.tierschutz-hanau.de/stadttauben/stadttauben.html, www.stadttaubenhilfe.com)? Andere gehen von 600 bis 800 Metern aus und verweisen darauf, dass der Radius davon abhängig ist, wie weit Futter- und Nistplatz voneinander entfernt sind (https://www.ornitec.de/problemvögel-informationen/tauben-infos/). Heißt das, er würde glücklich sein in einer Voliere, wo Nist- und Fressplatz eng beieinander liegen? Manche Menschen laufen Marathon, manche Hunde, Meerschweinchen, Mäuse fangen an sich im Kreis zu drehen.
Der Täuber auf meinem Balkon ist Fliegen gewöhnt, nicht nur das, er ist darauf gezüchtet und trainiert, ein „Hochleistungsfluggerät“ zu sein. Kann er in einer Voliere leben, ohne am Rad zu drehen? Wofür würde er sich entscheiden?